31 Matching Annotations
  1. Jul 2022
    1. Unter einer Übersetzung ist eine Relationierung oder Inbezugsetzung zu verstehen, die eine Transformation mit sich bringt. Eine Übersetzungsoperation verknüpft Elemente und Sachverhalte, die als inkommensurabel gelten. Zwischen heterogenen Aktivitäten oder Elementen stellt sie eine Verbindung her. Damit lässt sich das Netzwerk, zu dem sie gehören, intelligibel und verständlich machen. Mit der letzten Aussage nehmen wir gewissermaßen eine Außenperspektive ein, um ein Netzwerk zu rekonstruieren (oder zu beschreiben, verstehen, erklären).

      Soziologie der Übersetzung - Assoziation + Transformation; Inwiefern werden die assoziierten Elemente als inkommensurabel bewertet? Wer legt das fest? -> Ich vermute, die Außenposition - der Soziologe, der Beschreibende

  2. Jul 2019
  3. May 2019
  4. Apr 2019
    1. Hund

      Nach dem Gaunerwörterbuch gilt das Wort "Hund" im berlinischen Slang als "Spitzel, Polizist".

      Da adeguare nella traduzione italiana?

    2. Fibelhaftes

      Neologismus Serners, auf das Wort "Fabelhaft" gebaut.

      Trovare traduzione adeguata.

  5. Jan 2018
    1. Nicht und Nichts

      Heb. tohu wabohu, eine stehende Wendung, die sich auch Jes 34,11 und Jer 4,23 findet und deren Bedeutung umstritten ist.

      Das Wort bohu findet sich einzig innerhalb dieser Wendung und ist daher unklar. tohu steht im Hebräischen ebenso wie verwandte Wörter in verwandten Sprachen für das "Nichts", die "Leere", die "Ödnis" und die "Wüste", nicht aber für "Chaos" (!).

      Welche von diesen Bedeutungen hier am nächsten liegt, ist klar: Die Vorstellung des Uranfangs ist (wie oft im Alten Orient, s. die Parallelstellen) offensichtlich dergestalt, dass anfangs die Welt im Dunkeln liegt und gänzlich von Wassermassen - der "Tiefe" - überflutet ist (von einer Schöpfung des Wassers (im Gegensatz zur Erde) wird denn im Folgenden auch nichts mehr erzählt). Diese Wassermassen muss Gott dann erst verlagern, damit "etwas Trockenes" sichtbar werden kann, und erst dann wird dieses "Trockene" benannt als "Erde". Zum Zeitpunkt von V. 2 existiert eine "Erde" also offenbar noch gar nicht: Die Erde war "Nicht und Nichts". So auch Galling 1950, S. 150.


      • Galling, Kurt: Der Charakter der Chaosschilderung in Gen. i 2, in: ZThK 47. 1950. S. 145-157
  6. Nov 2017
    1. Am Anfang von Gottes Schöpfung von Himmel und Erde 2 war

      Der heb. Text beginnt mit dem Wort bereschit ("Am Anfang") - anders, als die übliche Übersetzung das nahelegt, ein unbestimmtes, artikelloses Substantiv. Weil im Heb. ebenso wie im Dt. eigentlich ein Artikel stehen würde, wenn von "dem [einen] Anfang" die Rede ist, muss dieser Ausfall des Artikels erklärt werden.

      Die wahrscheinlichste Erklärung ist diese: reschit ("Anfang") ist ein sog. "relationales Nomen": Etwas ist immer Anfang von etwas. bereschit ist daher im Heb. stets Teil einer Genitivverbindung, die angibt, wovon etwas "Anfang" ist (s. noch Jer 26,1; 27,1; 28,1; 49,34; Hos 9,10; 1 QS 10,1.5.13.15; 1 QH 12,6; vgl. Merlo 2008, S. 74; Rottzoll 1991, S. 248). Weil im Heb. das erste Glied einer solchen Genitivverbindung stets unbestimmt ist, ist dies der Grund für die Artikellosigkeit von bereschit.

      Dass auf dieses erste Glied nicht ein weiteres Nomen folgt, sd. ein Verb, ist unproblematisch: Im Heb. kann in einem sog. "Substantivsatz" ein Verb auch die Rolle eines Nomens übernehmen.

      Demnach ist Gen 1,1 aufzulösen: "Am Anfang von Gott-schuf-Himmel-und-Erde". So lösen z.B. auch auf: Di Lella 1985, S. 129; Merlo 2008; Nic §18; Orlinsky 1983; Rechenmacher 2002; Speiser 1964 und schon Harper 1888, S. 22 und Smith 1928.


    2. Nicht und Nichts

      Heb. tohu wabohu, eine stehende Wendung, die sich auch Jes 34,11 und Jer 4,23 findet und deren Bedeutung umstritten ist.

      Das Wort bohu findet sich einzig innerhalb dieser Wendung und ist daher unklar. tohu steht im Hebräischen ebenso wie verwandte Wörter in verwandten Sprachen für das "Nichts", die "Leere", die "Ödnis" und die "Wüste", nicht aber für "Chaos" (!).

      Welche von diesen Bedeutungen hier am nächsten liegt, ist klar: Die Vorstellung des Uranfangs ist (wie oft im Alten Orient, s. die Parallelstellen) offensichtlich dergestalt, dass anfangs die Welt im Dunkeln liegt und gänzlich von Wassermassen - der "Tiefe" - überflutet ist. Diese Wassermassen muss Gott dann im Folgenden erst verlagern, damit "etwas Trockenes" sichtbar werden kann, und erst dann wird dieses "Trockene" benannt als "Erde". Zum Zeitpunkt von V. 2 existiert eine "Erde" also offenbar noch gar nicht: Die Erde war "Nicht und Nichts". So auch Galling 1950, S. 150.


      • Galling, Kurt: Der Charakter der Chaosschilderung in Gen. i 2, in: ZThK 47. 1950. S. 145-157
    3. der Atem Gottes stürmte

      Umstrittene Stelle; Heb. ruach haelohim. Weil ruach theoretisch "Geist", "Atem" oder "Wind" und elohim "Gott" oder "stark" bezeichnen kann, sind die beiden verbreitetsten Deutungen (1) "Der Geist Gottes schwebte" und (2) "Ein starker Wind stürmte".

      Deutung (1) geht nicht an, weil es die Vorstellung eines eigenständigen "Geistes Gottes" im AT noch nicht gibt, die Rolle dieses Geistes Gottes in dieser Schilderung des Urzustands der Welt unklar wäre und das Verb von einer schnellen Bewegung spricht und daher nicht mit einem "Geist Gottes" vereinbar ist. Deutung (2) geht ebensowenig an, weil elohim in Gen 1 sehr häufig und stets in der Bedeutung "Gott" verwendet wird. Die Rede muss also sein von einem heftigen "Atem Gottes" oder einem starken "Wind Gottes".

      Biblische Parallelen lassen sich grob in zwei Gruppen aufteilen: (1) Solche vom mächtigen Atem Gottes, mit dem er häufig gerade auf das Wasser einwirkt, und (2) solche vom Atem Gottes als etwas, mit dem er schafft.


      Der mächtige Atem Gottes:

      Ex 15,8.10:

      *8 Durch dein Blasen taten sich die Wasser empor, und die Fluten standen in Haufen; die Tiefe wallte voneinander mitten im Meer. ... 10 Da ließest du deinen Atem/Wind ( ruach ) blasen und das Meer bedeckte sie, und sie sanken unter wie Blei im mächtigen Wasser.*

      2 Sam 22,16 // Ps 18,16:

      Da sah man das Bett der Wasser, und des Erdbodens Grund ward aufgedeckt, HERR, von deinem Schelten, von dem Odem und Schnauben deiner Nase.

      Ps 29,3f.:

      *3 Die Stimme des HERRN geht über den Wassern; der Gott der Ehren donnert, der HERR über großen Wassern. 4 Die Stimme des HERRN geht mit Macht; die Stimme des HERRN geht herrlich.*

      Ps 104,7:

      *Aber von deinem Schelten flohen [die Wasser], von deinem Donner fuhren sie dahin.**


      Atem Gottes als Schöpfungskraft:

      Ps 33,6.9:

      *6 Der Himmel ist durch das Wort des HERRN gemacht und all sein Heer durch den Geist seines Mundes. ... 9 Denn so er spricht, so geschieht’s; so er gebeut, so stehet’s da.*

      Am klarsten ist dieses Motiv natürlich in Gen 1 selbst.


      Kombiniert sind beide Motive auch in Jdt 16,17f.:

      *17 Alle deine Kreatur muß dir dienen; denn was du sprichst, das muß geschehen. Wo du einem einen Mut gibst, das muß fortgehen, und deinem Wort kann niemand Widerstand tun. 18 Die Berge müssen zittern, und die Felsen zerschmelzen wie Wachs vor dir.**


      Orientiert man sich an diesen Parallelen, sind Vv. 1f. wahrscheinlich so aufzufassen und zu strukturieren:

      • V. 1: Zeitlicher Nebensatz zu V. 2: Erzählt wird vom Beginn von Gottes Schöpfungshandeln
      • Vv. 2ab: Urzustand der Erde: Zu Beginn von Gottes Schöpfungshandeln liegt die Welt im Finstern und ist von Wasser bedeckt.
      • V. 2c: Gottes Stimme, die so mächtig ist, dass sie geradezu "stürmt" (ganz ähnlich wie in Ps 18,14 seine Stimme "Hagel und Feuerglut" ist, wie in Ps 29,3 die Stimme JHWHs über den Wasser "donnert" oder wie in Ps 104,7 die Wasser vor der "Stimme seines Donners" fliehen. Vgl. dann auch Sir 43,16f: "Es lässt sein Wort den Südwind wehen, des Nordwinds Brausen, Wind und Wetter." (Üs.: Kaiser)), ist die "Gegen-kraft" des Urmeers: Mittels ihrer wird das Urmeer "besiegt" und "gespalten" und eine ganze neue Weltordnung ins Sein gesetzt. Von diesem Ins-Sein-Setzen berichten dann Vv. 3ff. Vgl. ähnlich z.B. Di Lella 1985, S. 130.

      • Di Lella, Alexander A.: Genesis 1:1-10: A Formal Introduction to P's Creation Account, in: A. Caquot u.a.: Mélanges bibliques et orientaux en l'honneur de M. Mathias Delcor. Kevelaer/Neukirchen-Vluyn, 1985. S. 127-137.
    4. etwas Helles

      Mit "dem Hellen" ist wahrscheinlich nicht die "Helligkeit" gemeint (da die Lichtspender ja erst in Vv. 14-19 geschaffen werden), sondern der Tag als Einheit zur Zeitrechnung: Wie im restlichen Kapitel ruft Gott zuerst etwas nur abstrakt Bezeichnetes ins Sein und gibt dem dann einen Namen (z.B. "etwas Schalenförmiges" in Vv. 6-8 für den "Himmel", "Trockenes" in Vv. 9f. für "Erde" usw.; vgl. gut Good 2009, S. 12).


      • Good, Edwin M.: Genesis 1-11. Tales of the Earliest World. A New Translation and Essays. Stanford, 2009.
    1. „Tag“

      W. "1 Tag" (statt "ein Tag"): Vv. 3-5 berichten von der Schöpfung der zeitlichen Ordnung, nicht von der Schöpfung der Helligkeit. Funktion der Formel "Es wurde Abend usw." ist hier also nicht nur, davon zu berichten, dass der erste Schöpfungsabschnitt nun abgelaufen ist, sondern ineins damit wird vorgeführt, wie Gott die zeitliche Ordnung ins Sein setzt. Nach der Unterscheidung von Hellem und Finsterem, von Tag und Nacht, muss es 1x Abend und 1x Morgen werden, dann ist die Zeitspanne von "1 Tag" vergangen. Vv. 6ff. berichten dann von der Einsetzung des Raumes.

      Vgl. dazu Sasson 1992, S. 191; Steinmann 2002, S. 583f. u.a.


    2. etwas Helles!

      Mit "dem Hellen" ist wahrscheinlich nicht die "Helligkeit" gemeint (da die Lichtspender ja erst in Vv. 14-19 geschaffen werden), sondern der Tag als Einheit zur Zeitrechnung: Wie im restlichen Kapitel ruft Gott zuerst etwas nur abstrakt Bezeichnetes ins Sein und gibt dem dann einen Namen (z.B. "etwas Schalenförmiges" in Vv. 6-8 für den "Himmel", "Trockenes" in Vv. 9f. für "Erde" usw.; vgl. gut Good 2009, S. 12).


      • Good, Edwin M.: Genesis 1-11. Tales of the Earliest World. A New Translation and Essays. Stanford, 2009.
    3. Nicht und Nichts

      Heb. tohu wabohu, eine stehende Wendung, die sich auch Jes 34,11 und Jer 4,23 findet und deren Bedeutung umstritten ist.

      Das Wort bohu findet sich einzig innerhalb dieser Wendung und ist daher unklar. tohu steht im Hebräischen ebenso wie verwandte Wörter in verwandten Sprachen für das "Nichts", die "Leere", die "Ödnis" und die "Wüste", nicht aber für "Chaos" (!).

      Welche von diesen Bedeutungen hier am nächsten liegt, ist klar: Die Vorstellung des Uranfangs ist (wie oft im Alten Orient, s. die Parallelstellen) offensichtlich dergestalt, dass anfangs die Welt im Dunkeln liegt und gänzlich von Wassermassen - der "Tiefe" - überflutet ist. Diese Wassermassen muss Gott dann im Folgenden erst verlagern, damit "etwas Trockenes" sichtbar werden kann, und erst dann wird dieses "Trockene" benannt als "Erde". Zum Zeitpunkt von V. 2 existiert eine "Erde" also offenbar noch gar nicht: Die Erde war "Nicht und Nichts". So auch Galling 1950, S. 150.


      • Galling, Kurt: Der Charakter der Chaosschilderung in Gen. i 2, in: ZThK 47. 1950. S. 145-157
    4. Am Anfang von Gottes Schöpfung von Himmel und Erde 2 war

      Der heb. Text beginnt mit dem Wort bereschit ("Am Anfang") - anders, als die übliche Übersetzung das nahelegt, ein unbestimmtes, artikelloses Substantiv. Weil im Heb. ebenso wie im Dt. eigentlich ein Artikel stehen würde, von von "dem [einen] Anfang" die Rede ist, muss dieser Ausfall des Artikels erklärt werden.

      Die wahrscheinlichste Erklärung ist diese: reschit ("Anfang") ist ein sog. "relationales Nomen": Etwas ist immer Anfang von etwas. bereschit ist daher im Heb. stets Teil einer Genitivverbindung, die angibt, wovon etwas "Anfang" ist (s. noch Jer 26,1; 27,1; 28,1; 49,34; Hos 9,10; 1 QS 10,1.5.13.15; 1 QH 12,6; vgl. Merlo 2008, S. 74; Rottzoll 1991, S. 248). Weil im Heb. das erste Glied einer solchen Genitivverbindung stets unbestimmt ist, ist dies der Grund für die Artikellosigkeit von bereschit.

      Dass auf dieses erste Glied nicht ein weiteres Nomen folgt, sd. ein Verb, ist unproblematisch: Im Heb. kann in einem sog. "Substantivsatz" ein Verb auch die Rolle eines Nomens übernehmen.

      Demnach ist Gen 1,1 aufzulösen: "Am Anfang von Gott-schuf-Himmel-und-Erde". So lösen z.B. auch auf: Di Lella 1985, S. 129; Merlo 2008; Nic §18; Orlinsky 1983; Rechenmacher 2002; Speiser 1964 und schon Harper 1888, S. 22 und Smith 1928.


    1. etwas Helles!

      Mit "dem Hellen" ist wahrscheinlich nicht die "Helligkeit" gemeint (da die Lichtspender ja erst in Vv. 14-19 geschaffen werden), sondern der Tag als Einheit zur Zeitrechnung: Wie im restlichen Kapitel ruft Gott zuerst etwas nur abstrakt Bezeichnetes ins Sein und gibt dem dann einen Namen (z.B. "etwas Schalenförmiges" in Vv. 6-8 für den "Himmel", "Trockenes" in Vv. 9f. für "Erde" usw.; vgl. gut Good 2009, S. 12).


      • Good, Edwin M.: Genesis 1-11. Tales of the Earliest World. A New Translation and Essays. Stanford, 2009.
    2. Nicht und Nichts

      Heb. tohu wabohu, eine stehende Wendung, die sich auch Jes 34,11 und Jer 4,23 findet und deren Bedeutung umstritten ist.

      Das Wort bohu findet sich einzig innerhalb dieser Wendung und ist daher unklar. tohu steht im Hebräischen ebenso wie verwandte Wörter in verwandten Sprachen für das "Nichts", die "Leere", die "Ödnis" und die "Wüste", nicht aber für "Chaos" (!).

      Welche von diesen Bedeutungen hier am nächsten liegt, ist klar: Die Vorstellung des Uranfangs ist (wie oft im Alten Orient, s. die Parallelstellen) offensichtlich dergestalt, dass anfangs die Welt im Dunkeln liegt und gänzlich von Wassermassen - der "Tiefe" - überflutet ist. Diese Wassermassen muss Gott dann im Folgenden erst verlagern, damit "etwas Trockenes" sichtbar werden kann, und erst dann wird dieses "Trockene" benannt als "Erde". Zum Zeitpunkt von V. 2 existiert eine "Erde" also offenbar noch gar nicht: Die Erde war "Nicht und Nichts". So auch Galling 1950, S. 150.


      • Galling, Kurt: Der Charakter der Chaosschilderung in Gen. i 2, in: ZThK 47. 1950. S. 145-157
    3. Atem Gottes stürmte

      Umstrittene Stelle; Heb. ruach haelohim. Weil ruach theoretisch "Geist", "Atem" oder "Wind" und elohim "Gott" oder "stark" bezeichnen kann, sind die beiden verbreitetsten Deutungen (1) "Der Geist Gottes schwebte" und (2) "Ein starker Wind stürmte".

      Deutung (1) geht nicht an, weil es die Vorstellung eines eigenständigen "Geistes Gottes" im AT noch nicht gibt, die Rolle dieses Geistes Gottes in dieser Schilderung des Urzustands der Welt unklar wäre und das Verb von einer schnellen Bewegung spricht und daher nicht mit einem "Geist Gottes" vereinbar ist. Deutung (2) geht ebensowenig an, weil elohim in Gen 1 sehr häufig und stets in der Bedeutung "Gott" verwendet wird. Die Rede muss also sein von einem heftigen "Atem Gottes" oder einem starken "Wind Gottes".

      Biblische Parallelen lassen sich grob in zwei Gruppen aufteilen: (1) Solche vom mächtigen Atem Gottes, mit dem er häufig gerade auf das Wasser einwirkt, und (2) solche vom Atem Gottes als etwas, mit dem er schafft.


      Der mächtige Atem Gottes:

      Ex 15,8.10:

      *8 Durch dein Blasen taten sich die Wasser empor, und die Fluten standen in Haufen; die Tiefe wallte voneinander mitten im Meer. ... 10 Da ließest du deinen Atem/Wind ( ruach ) blasen und das Meer bedeckte sie, und sie sanken unter wie Blei im mächtigen Wasser.*

      2 Sam 22,16 // Ps 18,16:

      Da sah man das Bett der Wasser, und des Erdbodens Grund ward aufgedeckt, HERR, von deinem Schelten, von dem Odem und Schnauben deiner Nase.

      Ps 29,3f.:

      *3 Die Stimme des HERRN geht über den Wassern; der Gott der Ehren donnert, der HERR über großen Wassern. 4 Die Stimme des HERRN geht mit Macht; die Stimme des HERRN geht herrlich.*

      Ps 104,7:

      *Aber von deinem Schelten flohen [die Wasser], von deinem Donner fuhren sie dahin.**


      Atem Gottes als Schöpfungskraft:

      Ps 33,6.9:

      *6 Der Himmel ist durch das Wort des HERRN gemacht und all sein Heer durch den Geist seines Mundes. ... 9 Denn so er spricht, so geschieht’s; so er gebeut, so stehet’s da.*

      Am klarsten ist dieses Motiv natürlich in Gen 1 selbst.


      Kombiniert sind beide Motive auch in Jdt 16,17f.:

      *17 Alle deine Kreatur muß dir dienen; denn was du sprichst, das muß geschehen. Wo du einem einen Mut gibst, das muß fortgehen, und deinem Wort kann niemand Widerstand tun. 18 Die Berge müssen zittern, und die Felsen zerschmelzen wie Wachs vor dir.**


      Orientiert man sich an diesen Parallelen, sind Vv. 1f. wahrscheinlich so aufzufassen und zu strukturieren:

      • V. 1: Zeitlicher Nebensatz zu V. 2: Erzählt wird vom Beginn von Gottes Schöpfungshandeln
      • Vv. 2ab: Urzustand der Erde: Zu Beginn von Gottes Schöpfungshandeln liegt die Welt im Finstern und ist von Wasser bedeckt.
      • V. 2c: Gottes Stimme, die so mächtig ist, dass sie geradezu "stürmt" (ganz ähnlich wie in Ps 18,14 seine Stimme "Hagel und Feuerglut" ist, wie in Ps 29,3 die Stimme JHWHs über den Wasser "donnert" oder wie in Ps 104,7 die Wasser vor der "Stimme seines Donners" fliehen. Vgl. dann auch Sir 43,16f: "Es lässt sein Wort den Südwind wehen, des Nordwinds Brausen, Wind und Wetter." (Üs.: Kaiser)), ist die "Gegen-kraft" des Urmeers: Mittels ihrer wird das Urmeer "besiegt" und "gespalten" und eine ganze neue Weltordnung ins Sein gesetzt. Von diesem Ins-Sein-Setzen berichten dann Vv. 3ff. Vgl. ähnlich z.B. Di Lella 1985, S. 130.

      • Di Lella, Alexander A.: Genesis 1:1-10: A Formal Introduction to P's Creation Account, in: A. Caquot u.a.: Mélanges bibliques et orientaux en l'honneur de M. Mathias Delcor. Kevelaer/Neukirchen-Vluyn, 1985. S. 127-137.
    4. 1 Am Anfang von Gottes Schöpfung von Himmel und Erde 2 war

      Der heb. Text beginnt mit dem Wort bereschit ("Am Anfang") - anders, als die übliche Übersetzung das nahelegt, ein unbestimmtes, artikelloses Substantiv. Weil im Heb. ebenso wie im Dt. eigentlich ein Artikel stehen würde, von von "dem [einen] Anfang" die Rede ist, muss dieser Ausfall des Artikels erklärt werden.

      Die wahrscheinlichste Erklärung ist diese: reschit ("Anfang") ist ein sog. "relationales Nomen": Etwas ist immer Anfang von etwas. bereschit ist daher im Heb. stets Teil einer Genitivverbindung, die angibt, wovon etwas "Anfang" ist (s. noch Jer 26,1; 27,1; 28,1; 49,34; Hos 9,10; 1 QS 10,1.5.13.15; 1 QH 12,6; vgl. Merlo 2008, S. 74; Rottzoll 1991, S. 248). Weil im Heb. das erste Glied einer solchen Genitivverbindung stets unbestimmt ist, ist dies der Grund für die Artikellosigkeit von bereschit.

      Dass auf dieses erste Glied nicht ein weiteres Nomen folgt, sd. ein Verb, ist unproblematisch: Im Heb. kann in einem sog. "Substantivsatz" ein Verb auch die Rolle eines Nomens übernehmen.

      Demnach ist Gen 1,1 aufzulösen: "Am Anfang von Gott-schuf-Himmel-und-Erde". So lösen z.B. auch auf: Di Lella 1985, S. 129; Merlo 2008; Nic §18; Orlinsky 1983; Rechenmacher 2002; Speiser 1964 und schon Harper 1888, S. 22 und Smith 1928.


    1. Nicht und Nichts

      Heb. tohu wabohu, eine stehende Wendung, die sich auch Jes 34,11 und Jer 4,23 findet und deren Bedeutung umstritten ist.

      Das Wort bohu findet sich einzig innerhalb dieser Wendung und ist daher unklar. tohu steht im Hebräischen ebenso wie verwandte Wörter in verwandten Sprachen für das "Nichts", die "Leere", die "Ödnis" und die "Wüste", nicht aber für "Chaos" (!).

      Welche von diesen Bedeutungen hier am nächsten liegt, ist klar: Die Vorstellung des Uranfangs ist (wie oft im Alten Orient, s. die Parallelstellen) offensichtlich dergestalt, dass anfangs die Welt im Dunkeln liegt und gänzlich von Wassermassen - der "Tiefe" - überflutet ist. Diese Wassermassen muss Gott dann im Folgenden erst verlagern, damit "etwas Trockenes" sichtbar werden kann, und erst dann wird dieses "Trockene" benannt als "Erde". Zum Zeitpunkt von V. 2 existiert eine "Erde" also offenbar noch gar nicht: Die Erde war "Nicht und Nichts". So auch Galling 1950, S. 150.


      • Galling, Kurt: Der Charakter der Chaosschilderung in Gen. i 2, in: ZThK 47. 1950. S. 145-157
    2. 1 Am Anfang von Gottes Schöpfung von Himmel und Erde 2 war

      Der heb. Text beginnt mit dem Wort bereschit ("Am Anfang") - anders, als die übliche Übersetzung das nahelegt, ein unbestimmtes, artikelloses Substantiv. Weil im Heb. ebenso wie im Dt. eigentlich ein Artikel stehen würde, von von "dem [einen] Anfang" die Rede ist, muss dieser Ausfall des Artikels erklärt werden.

      Die wahrscheinlichste Erklärung ist diese: reschit ("Anfang") ist ein sog. "relationales Nomen": Etwas ist immer Anfang von etwas. bereschit ist daher im Heb. stets Teil einer Genitivverbindung, die angibt, wovon etwas "Anfang" ist (s. noch Jer 26,1; 27,1; 28,1; 49,34; Hos 9,10; 1 QS 10,1.5.13.15; 1 QH 12,6; vgl. Merlo 2008, S. 74; Rottzoll 1991, S. 248). Weil im Heb. das erste Glied einer solchen Genitivverbindung stets unbestimmt ist, ist dies der Grund für die Artikellosigkeit von bereschit.

      Dass auf dieses erste Glied nicht ein weiteres Nomen folgt, sd. ein Verb, ist unproblematisch: Im Heb. kann in einem sog. "Substantivsatz" ein Verb auch die Rolle eines Nomens übernehmen.

      Demnach ist Gen 1,1 aufzulösen: "Am Anfang von Gott-schuf-Himmel-und-Erde". So lösen z.B. auch auf: Di Lella 1985, S. 129; Merlo 2008; Nic §18; Orlinsky 1983; Rechenmacher 2002; Speiser 1964 und schon Harper 1888, S. 22 und Smith 1928.


    3. verschiedenste Arten von

      Zur Übersetzung mit "verschiedenste Arten von" vgl. zuletzt wieder Neville 2011, S. 216.


      • Neville, Richard: Differentiation in Genesis 1: An Exegetical Creation ''ex nihilo'', in: JBL 130/2. 2011. S. 209-226.
    4. Getreide

      Meist allgemein übersetzt als "Pflanzen" oder "Kraut". Hier ist es aber (1) näher dadurch bestimmt, dass es zera` ("Samen") tragen soll, steht (2) zusammen mit den (unbestrittenen) Fruchtbäumen und ist (3) von vornherein als Speißepflanze konzipiert. (4) wird erst in Gen 3 der Ackerboden damit verflucht, Unkraut tragen zu müssen.

      => Sehr wahrscheinlich ist neben den folgenden Fruchtbäumen hier ganz gezielt das Getreide gemeint: Gott lässt zu Schöpfungsbeginn ausschließlich "sinnvolle" Pflanzen sprießen.

  7. Dec 2016
    1. du wieder jung wirst wie ein Adler

      Gemeint ist wahrscheinlich ein "Geier" (s. Lexika). Diese fressen sehr viel und können dann erst mal nicht mehr fliegen. Können sie dann wieder fliegen, muss das gewirkt haben wie eine Verjüngungskur.

      (Schmitz, VL 2016/17)

    1. verschiedenste Arten von

      Zur Übersetzung mit "verschiedenste Arten von" vgl. zuletzt wieder Neville 2011, S. 216.


      • Neville, Richard: Differentiation in Genesis 1: An Exegetical Creation ''ex nihilo'', in: JBL 130/2. 2011. S. 209-226.
    2. Getreide

      Meist allgemein übersetzt als "Pflanzen" oder "Kraut". Hier ist es aber (1) näher dadurch bestimmt, dass es zera` ("Samen") tragen soll, steht (2) zusammen mit den (unbestrittenen) Fruchtbäumen und ist (3) von vornherein als Speißepflanze konzipiert. (4) wird erst in Gen 3 der Ackerboden damit verflucht, Unkraut tragen zu müssen.

      => Sehr wahrscheinlich ist neben den folgenden Fruchtbäumen hier ganz gezielt das Getreide gemeint: Gott lässt zu Schöpfungsbeginn ausschließlich "sinnvolle" Pflanzen sprießen.

    3. etwas Helles

      Mit "dem Hellen" ist wahrscheinlich nicht die "Helligkeit" gemeint (da die Lichtspender ja erst in Vv. 14-19 geschaffen werden), sondern der Tag als Einheit zur Zeitrechnung: Wie im restlichen Kapitel ruft Gott zuerst etwas nur abstrakt Bezeichnetes ins Sein und gibt dem dann einen Namen (z.B. "etwas Schalenförmiges" in Vv. 6-8 für den "Himmel", "Trockenes" in Vv. 9f. für "Erde" usw.; vgl. gut Good 2009, S. 12).


      • Good, Edwin M.: Genesis 1-11. Tales of the Earliest World. A New Translation and Essays. Stanford, 2009.
    4. 1 Am Anfang von Gottes Schöpfung von Himmel und Erde 2 war

      Der heb. Text beginnt mit dem Wort bereschit ("Am Anfang") - anders, als die übliche Übersetzung das nahelegt, ein unbestimmtes, artikelloses Substantiv. Weil im Heb. ebenso wie im Dt. eigentlich ein Artikel stehen würde, von von "dem [einen] Anfang" die Rede ist, muss dieser Ausfall des Artikels erklärt werden.

      Die wahrscheinlichste Erklärung ist diese: reschit ("Anfang") ist ein sog. "relationales Nomen": Etwas ist immer Anfang von etwas. bereschit ist daher im Heb. stets Teil einer Genitivverbindung, die angibt, wovon etwas "Anfang" ist (s. noch Jer 26,1; 27,1; 28,1; 49,34; Hos 9,10; 1 QS 10,1.5.13.15; 1 QH 12,6; vgl. Merlo 2008, S. 74; Rottzoll 1991, S. 248). Weil im Heb. das erste Glied einer solchen Genitivverbindung stets unbestimmt ist, ist dies der Grund für die Artikellosigkeit von bereschit.

      Dass auf dieses erste Glied nicht ein weiteres Nomen folgt, sd. ein Verb, ist unproblematisch: Im Heb. kann in einem sog. "Substantivsatz" ein Verb auch die Rolle eines Nomens übernehmen.

      Demnach ist Gen 1,1 aufzulösen: "Am Anfang von Gott-schuf-Himmel-und-Erde". So lösen z.B. auch auf: Di Lella 1985, S. 129; Merlo 2008; Nic §18; Orlinsky 1983; Rechenmacher 2002; Speiser 1964 und schon Harper 1888, S. 22 und Smith 1928.


    1. Vergebet, so wird euch vergeben

      Gr. apoluein; hier vermutlich speziell vom Schuldenerlass (Heininger, VL 2016/17). Vgl. Mt 18,27