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  1. Mar 2023
    1. Dass das ägyptische Wort p.t (sprich: pet) "Himmel" bedeutet, lernt jeder Ägyptologiestudent im ersten Semester. Die Belegsammlung im Archiv des Wörterbuches umfaßt ca. 6.000 Belegzettel. In der Ordnung dieses Materials erfährt man nun, dass der ägyptische Himmel Tore und Wege hat, Gewässer und Ufer, Seiten, Stützen und Kapellen. Damit wird greifbar, dass der Ägypter bei dem Wort "Himmel" an etwas vollkommen anderes dachte als der moderne westliche Mensch, an einen mythischen Raum nämlich, in dem Götter und Totengeister weilen. In der lexikographischen Auswertung eines so umfassenden Materials geht es also um weit mehr als darum, die Grundbedeutung eines banalen Wortes zu ermitteln. Hier entfaltet sich ein Ausschnitt des ägyptischen Weltbildes in seinem Reichtum und in seiner Fremdheit; und naturgemäß sind es gerade die häufigen Wörter, die Schlüsselbegriffe der pharaonischen Kultur bezeichnen. Das verbreitete Mißverständnis, das Häufige sei uninteressant, stellt die Dinge also gerade auf den Kopf.

      Google translation:

      Every Egyptology student learns in their first semester that the Egyptian word pt (pronounced pet) means "heaven". The collection of documents in the dictionary archive comprises around 6,000 document slips. In the order of this material one learns that the Egyptian heaven has gates and ways, waters and banks, sides, pillars and chapels. This makes it tangible that the Egyptians had something completely different in mind when they heard the word "heaven" than modern Westerners do, namely a mythical space in which gods and spirits of the dead dwell.

      This is a fantastic example of context creation for a dead language as well as for creating proper historical context.

    2. Die Auswertung solcher Materialmengen erwies sich als prekär, und im Falle der häufigsten Wörter, z.B. mancher Präpositionen (allein das Wort m "in" ist über 60.000 Mal belegt) oder elementarer Verben mußte man vor den Schwierigkeiten kapitulieren und das Material aussondern.

      The preposition m "in" appears more than 60,000 times in the corpus, a fact which becomes a bit overwhelming to analyze.

    3. Auch das grammatische Verhalten eines Wortes nach Flexion und Rektion ist der Sammlung vollständig zu entnehmen. Und schließlich und vor allen Dingen lag hier der Schlüssel zur Bestimmung der Wortbedeutungen. Statt jeweils ad hoc durch Konjekturen einzelne Textstellen spekulativ zu deuten (das Raten, von dem Erman endlich wegkommen wollte), erlaubte es der Vergleich der verschiedenen Zusammenhänge, in denen ein Wort vorkam, seine Bedeutung durch systematische Eingrenzug zu fixieren oder doch wenigstens anzunähern. Auch in dieser Hinsicht hat sich das Zettelarchiv im Sinne seines Erstellungszwecks hervorragend bewährt.

      The benefit of creating such a massive key word in context index for the Wörterbuch der ägyptischen Sprache meant that instead of using an ad hoc translation method (guessing based on limited non-cultural context) for a language, which was passingly familiar, but not their mother tongue, Adolph Erman and others could consult a multitude of contexts for individual words and their various forms to provide more global context for better translations.

      Other dictionaries like the Oxford English Dictionary attempt to help do this as well as provide the semantic shift of words over time because the examples used in creating the dictionary include historical examples from various contexts.

    4. Dem Konzept nach ist dies ein key word in context (KWIC) Index, ein Typus von Indices, wie sie heute immer noch als Grundoperation der Textdatenverarbeitung erzeugt werden.

      The method used for indexing the Wörterbuch der ägyptischen Sprache and the Thesaurus Linguae Latinae is now generally known as a key word in context (KWIC) index.